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Die Idee der Informatisierung.

Informatisierung, ein Megatrend, den niemand beim Namen nennt.
In diesem Artikel werden wir uns mit der Informatisierung beschäftigen und herausfinden, was es ist, wie es abläuft und warum es so wichtig ist. Wir werden auch sehen, welche Taxonomie verwendet wird. Zum Schluss werden wir einige Beispiele für das Best Practices der Informatisierung betrachten.

Was ist Informatisierung?

Informatisierung als gesellschaftlichen Prozess der zielgerichteten, menschlichen und maschinellen Erzeugung, Verarbeitung und Nutzung von Informationen, um daraus weitere Informationen zu erzeugen. Eng damit verbunden ist, dass maschinelle informieren, auffinden, erkennen und vernetzen sowie vernetzt sein, der Computerisierung. Dies alles wertet die Information als Teil der Gesellschaft auf. Seit dem Buchdruck (1440) und der Zeitung (1650) hat sich die Art und der Umfang der Verteilung von Informationen stetig verändert. Die internationale und offene Vernetzung der Information durch das Internet (1991) hat nicht nur die Verteilung verändert, sondern auch die Zugänglichkeit. Informationen bewegen sich heute als Strom durch das Raumzeitgefüge. In dieser neuen Welt ist die Digitalisierung nur einer der vielen Momente. Daten, als jede digitale Darstellung von Handlungen, Tatsachen oder Informationen, sind das Element der Wertschöpfung. Das Wechselspiel zwischen den Atomen und Bits ist die treibende Kraft zwischen den realen und den virtuellen Welten. Ein weiterer wichtiger Werttreiber ist die maschinelle (künstliche) Intelligenz. Aus dem Verwirbeln mit der menschlichen Intelligenz entspringt eine neue Art der technologischen (kulturellen) Intelligenz. Maschinelle Netzwerke und soziale Netzwerke bilden eine neue Art von informationellen (und ubiquitären) Netzwerk.

Wie läuft Informatisierung ab?

Informationen als Aussage über Tatbestände sind eng mit dem Menschen verbunden. Sich gegenseitig über etwas informieren formt die Gemeinschaft, schafft Vertrauen und ermöglicht gemeinsames Handeln. Im Laufe der Zeit wurden Teile des Informierens auf Maschinen übertragen. Der Datenstrom ist vergleichbar mit einem Wasserstrom. Der Fluss speist sich aus unterschiedlichen Quellen. Er wird angestaut, um als Speicher zu dienen. Die inliegende Wasserkraft wird mittels der Turbine für den Menschen in Form von Energie nutzbar. Beim Datenstrom ist das Internet der Dinge die vorwiegende Quelle. Die Erde ist der Datenraum. Durch die Verwendung von Algorithmen wird die Datenkraft in Form von Information für den Menschen nutzbar. Neue Daten entstehen, der Kreislauf schließt sich. Im vernetzten Datenraum hat jeder, natürliche oder juristische (künstliche) Person, das Recht diese Daten zu nutzen, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt.

Es gibt eine vernetzte und nicht vernetzte Datenwelt. Die nicht vernetzte Welt kennen wir gut. CAx-Programme, Text- oder Tabellenprogramme sind alte Bekannte. Das PDF-Format ist zum Sinnbild der Digitalisierung geworden. Erste Erfahrungen in der vernetzten Welt (Online), mit ihren Kommunikations-Programmen und Browser-Programmen, haben wir gesammelt. Die notwendige Hardware wird immer kleiner, nun auch im Handformat, sowie bei Bedarf skalierbar und elastisch in der Cloud. Die Computer-Netzwerke sind drahtgebunden oder drahtlos und bilden im Verbund ein Netzwerk der (maschinellen) Netzwerke, das Internet.

Online-Plattformen bilden den Rahmen für eine Vielzahl von Diensten der (internetisierten) Informationsgesellschaft. Zu diesen Online-Diensten gehören u. a. Dienste für das Mitteilen, Austauschen, Mitbenutzen, Vermitteln, (maschinelle) Suchen und Werben sowie der Sozialen Netzwerke und des Cloud Computings. Die Plattformen und Dienste sind Teil des Daten-Ökosystems (Datenwirtschaft) und unterliegen einer stetigen technologischen sowie soziologischen Veränderung. Das Verarbeiten und Nutzen von Informationen (Daten) hat sich durch die vernetzte Computerisierung der Gesellschaft gewandelt. Dieses Daten-Ökosystem entwickelt sich schnell, dynamisch und unendlich weiter. Die Dienste vereinigen sich morgen bereits zu etwas, wie Schwärme oder Maschen. Die Masche aus Daten und Diensten als geschlossener Zug oder der Schwarm als offener Ausdruck im Internet.

Die Befriedigung der individuellen und gesellschaftlichen Bedürfnisse erstreckt sich nicht nur auf die industrielle Umwandlung von Stoffen und Energie, sondern ebenso auf die industrielle Verarbeitung von Daten. Die industrielle Bauwirtschaft geht ein her mit der industriellen Datenwirtschaft. Denkbar wäre ein Verschmelzen von Teilen beider zu einer industriellen, informatisierten (datenbezogenen) Bauwirtschaft oder einer industriell, baubezogen Datenwirtschaft. Der erste Fall deutet eine Produkterweiterung an. Die Bauwirtschaft bietet mit dem Bauwerk verbundene Datendienste an, um die Errichtung und Verwendung zu verbessern. Der zweite Fall beschreibt die Verarbeitung von Daten aus der Bauwirtschaft als eigenständigen Dienst.

Die gemeinsame Nutzung der kulturellen Ressource Daten hat erheblichen Einfluss auf unseren Wohlstand, heute, morgen und übermorgen. Es ist unabdingbar, dass die Daten verfügbar (zugänglich und nutzbar) sind und einer gewissen Vertraulichkeit unterliegen. Die Richtigkeit und Vollständigkeit in Bezug auf den Ursprung (Erzeugen, Erfassen) und das nachfolgende Nutzungsnetz (Verwenden, Speichern, Weiterverwenden) ist ausschlaggebend für deren Wert. Diese enge Vermassung der Daten wirkt als Hebel bei der Wertschöpfung.

Warum ist Informatisierung wichtig?

Informatisierung ist wichtig, weil es das kulturelle Lernen, den generationsübergreifenden Wohlstandsmechanismus, verbessert. Daten ermöglichen es in gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Sicht zu innovieren und zu optimieren, um verantwortungsvolle Bedarfsbefriedigung zu ermöglichen. Beispielsweise werden im Bau-Ökosystem durch datengetriebene Innovationen neue Bauverfahren oder mit dem Bauwerk verbundene Leistungen entwickelt. Die Idee der Kreislaufwirtschaft ist mittels der Datenverarbeitung und -nutzung in greifbare Nähe gerückt.

Welche Taxonomie des Informatisierens gibt es?

Die Menschen informieren sich gegenseitig, um Vertrauen zu schaffen sowie gemeinschaftlich zu leben. Daten hingegen sind jede digitale Darstellung von Handlungen, Tatsachen oder Informationen sowie jede Zusammenstellung solcher Handlungen. Das wechselseitige Projizieren von Atomen, Beziehungen und Bits in der realen Welt und in den virtuellen Welten bezeichne ich als metaprojizieren. Beim Datafizieren werden Atome und Beziehungen in Daten umgewandelt.


Literatur

BOES, Andreas. Berichterstattung zur sozioökonomischen Entwicklung in Deutschland. Informatisierung. Springer, 2005, pp 211 – 244.

CASTELLS, Manuel. Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft. Wirtschaft – Gesellschaft – Kultur. Band 1. Springer VS, 2003, 2017.

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EUROPÄISCHE KOMMISSION. Ein Europa für das digitale Zeitalter. (Zugriff am 18.02.2023.) Verfügbar unter: https://commission.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/europe-fit-digital-age_de

MOORE, James F. Predators and prey: a new ecology of competition. Harvard business review, 1993, 71. Jg., Nr. 3, S. 75-86.

NEGROPONTE, Nicholas. being digital. Alfred A. Knopf, 1995.

NORA, Simon; MINC, Alain. Die Informatisierung der Gesellschaft. Campus Verlag, 1979.

STEINBICKER, Jochen. Zur Theorie der Informationsgesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2001.

STEINBUCH, Karl. Automat und Mensch. Über menschliche und maschinelle Intelligenz. Springer-Verlag, 1961.

© Michael Thon, 2019, 1. Überarbeitung 2023